Kleine Räume ganz, ganz groß
Wie gelingt es, auf wenig Raum viel Platz zu schaffen? Und diesen auch noch so zu gestalten, dass das Ergebnis funktional, wohnlich und schön ist? Einrichtungs- und Gestaltungstipps von Profis zum Nachmachen.
Reisemobile, Camper und Vans machen es vor: Auf minimaler Grundfläche bieten sie alles, was der Mensch so braucht – Bad, Bett, Schrank und vieles mehr. Doch wer dauerhaft auf engstem Raum lebt, wünscht sich noch ein bisschen mehr: Raum, der nicht nur funktional, sondern auch so einladend und attraktiv ist, dass sich der Bewohner darin fühlt wie in einem Schloss.
Erst planen, dann einkaufen
Damit aus kleinen Wohnungen große werden, bedarf es von Anfang an einer sorgfältigen Planung. Im Vorfeld gilt es, die eigenen Bedürfnisse zu analysieren und Prioritäten zu setzen. Wer viel von zu Hause aus arbeitet, braucht einen guten Arbeitsplatz, aber vielleicht kein großes Sofa. Wer oft Besuch hat, aber fast nie kocht, kann die Küche zugunsten bequemer Sitzgelegenheiten verkleinern.
Statt spontan einzukaufen, heißt es im Anschluss: Bleistift spitzen und Grundriss zeichnen. Vielleicht sogar mit einem Raumplaner als 3-D-Modell mit Visualisierungsfunktion, um das Ergebnis realitätsnah darzustellen. Zur Not helfen auch Fotos, über die man Transparentpapier legt. So lassen sich Möbel mit wenigen Strichen verschieben, Farben schnell ausprobieren und Dekorationen im Handumdrehen neu platzieren.
Zonen schaffen, Sichtachsen gestalten
Und sei sie noch so klein: „Jede gelungene Wohnung braucht Zonen, die unterschiedliche Bedürfnisse abbilden, damit sich die Bewohner wohlfühlen“, versichert Benjamin Oeckl, der sich mit seiner Firma Belform auf die Ausstattung von Micro-Living-Objekten spezialisiert hat, vom Studentenwohnen bis zum Serviced und Coliving.
Mit der Erfahrung aus über 5000 gestalteten Wohnungen erklärt der Geschäftsführer: „Auch wer auf kleinstem Raum lebt, will im Apartment kochen, essen, arbeiten, schlafen, chillen oder mal jemanden einladen, ohne auf dem Bett sitzen zu müssen.“
Paravents, Regale und Raumteiler können die einzelnen Bereiche abgrenzen und darüber hinaus noch zusätzliche Funktionen übernehmen. Im Regal lassen sich Bücher parken, der Paravent kann mit einem Akustikvlies hinterlegt werden und dämpft Geräusche und unter ein Podest passt eine Schublade für Decken, Schuhe und sonstige Dinge.
Um nicht zu kleinteilig zu wirken, sollten zonierte Räume mit langen Sichtachsen kombiniert werden, die ihnen Großzügigkeit verleihen. Am besten führen sie durch mehrere Zimmer oder sogar ins Freie. Wo Türen begrenzen, bietet es sich an, sie offen zu lassen oder ganz auszuhängen. Schiebetüren verschwinden ohnehin ganz in der Wand.
Dieser Text ist im Kleiner-Wohnen-Magazin (Ausgabe 2024/2025) erschienen. Autorin ist Christine Ryll. Sie ist Architekin und schrfeib als Fachredaktueurin über Themen rund um den Bau, Architektur und Immobilien. Interessierte finden den gesamten Artikel und die ganze Ausgabe des Magazins HIER.