Tiny Houses als Lösung der Wohnungsnot?
Friedrich Merz könnte der nächste deutsche Bundeskanzler werden. Im Vorfeld der Wahl am 23. Februar schlägt er nun Minihäuser vor, um die knappen Wohnraumressourcen in der Bundesrepublik zu bekämpfen.
800.000 Wohnungen – so viele fehlen nach Angaben der Immobilienbranche in Deutschland. Andere Studien gehen von etwas weniger aus. Dennoch: Es braucht Wohnraum in der Bundesrepublik, darin sind sich alle Akteure einig. Und: Der soll auch noch bezahlbar sein.
Friedrich Merz, der Kanzlerkandidat von CDU und CSU, hat im laufenden Wahlkampf nun Minihäuser als Mittel gegen die Wohnungsknappheit ins Spiel gebracht. Merz plane ein „Bau-Turbo-Programm“ für Häuschen zwischen 60 und 80 Quadratmetern – exklusive Keller, aber inklusive kleinem Garten. Merz wolle die Häuser „in Serie produzieren“.
Nach den Ideen des CDU-Chefs, die er in der Bild am Sonntag offenbarte, sollen die Wohneinheiten für zwei Personen „modular geplant und vorproduziert“ werden. Kostenpunkt je Tiny House und abhängig von der Ausstattung und Grundstücksgröße: zwischen 100.000 und 200.000 Euro.
Wie genau Merz seine Minihausidee umsetzen will, ist allerdings nicht klar. Derzeit liegt die Durchschnittswohnraumgröße in Deutschland bei 55,4 Quadratmetern pro Person. Bei Merz‘ Idee würde diese Fläche pro Bewohnerin oder Bewohner also sinken.
Wie kommen Merz‘ Ideen bei Experten der Branche an?
„Die Idee von Friedrich Merz, verstärkt kleine Wohnmodule für dauerhaftes Wohnen herzustellen, ist grundsätzlich richtig“, sagt Johannes Laible. Der Herausgeber des Magazins „Kleiner Wohnen“ und das Vorstandsmitglied im Tiny House Verband fährt fort: „Das Interesse an Tiny Houses und Modulhäusern war in den letzten Jahren schon sehr hoch. Allerdings scheiterten sehr viele Projekte an den gesetzlichen Vorgaben auf Bundes- und Landesebene sowie an den Bebauungsplänen der Kommunen.“
Der Punkt sei also nicht die von Merz jetzt angeregte Herstellung in Serie. Hierfür stünden in Deutschland eine ganze Reihe von Herstellern bereit. Laible: „Der Punkt sind die gesetzlichen Grundlagen, damit Kleinwohngebäude aufgestellt werden können. Solange diese nicht verändert werden, wird Merz‘ Vorschlag keine wirkungslos bleiben.“
Vorschläge des Tiny House Verbands
Der Tiny House Verband setzt sich seit langem dafür ein, mit veränderten Regeln das Errichten von Tiny Houses, Wohnmodulen und anderen Kleingebäuden für dauerhaftes Wohnen zu erleichtern. „So könnten die Anforderungen an den Wärmeschutz bei Häusern unter 50 Quadratmetern Wohnfläche verringert, das Bauen in zweiter Reihe ermöglicht und die Nachverdichtung gezielt gefördert werden. Da Tiny Houses und Modulhäuser nicht standortgebunden sind, wäre auch ein temporäres Aufstellen möglich.“
Als Fazit sagt Laible: „Bauherren und Hausherstellern hierzulande fehlt es also keinesfalls an Willen oder Ideen für die Herstellung von Kleingebäuden, sondern schlicht an gesetzlichen Erleichterungen damit das Wohnen darin überhaupt möglich ist. Hier muss die künftige Bundesregierung schnell wirkende Änderungen einleiten.“